Was Stefan Mandt der Kommunalpolitik mit auf den Weg gibt – und was Neubrandenburg (noch) lernen kann.
Wie können Kommunen kluge Vergabe nutzen, um ihre eigene Wirtschaft zu stärken?
Diese Frage diskutierte ich in meinem ersten Interview mit Stefan Mandt – Geschäftsführer der Mandt Büroorganisation GmbH in Neubrandenburg. Als „Büromacher“ kennt er die Praxis öffentlicher Ausschreibungen in- und auswendig – bundesweit. Und er bringt eine Botschaft mit, die nicht nur für Neubrandenburg, sondern für viele Städte relevant ist:
„Regionale Anbieter werden in vielen Kommunen aktiv bevorzugt – und das ist völlig legal.“
Ausschreibung ist nicht gleich Ausschreibung
Mandt nimmt regelmäßig an öffentlichen Ausschreibungen teil – auch außerhalb Mecklenburg-Vorpommerns. Dabei fällt ihm auf, dass vor allem Kommunen in Brandenburg zunehmend Nachhaltigkeitspläne mit echten Bewertungskriterien verknüpfen. Und diese beziehen sich längst nicht nur auf Umweltaspekte, sondern auch auf:
✅ Regionale Wertschöpfungsketten
✅ Schaffung und Erhalt regionaler Arbeitsplätze
✅ Bezahlung tarifgebundener Löhne
✅ Lieferwege & CO₂-Reduktion
Was zählt, ist die regionale Verantwortung eines Unternehmens – und sie darf laut Vergaberecht bewertet werden.
Was Neubrandenburg tun könnte
Spannend ist: Auch die Stadt Neubrandenburg könnte genau das tun.
Die Vergabeverordnung des Ministeriums für Arbeit MV (§7 und §8) erlaubt es, regionale Kriterien rechtssicher zu berücksichtigen. Dort heißt es u.a., dass „bei geeigneten Beschaffungen Gesichtspunkte der Regionalität Berücksichtigung finden können“, z. B. durch Zuschlagskriterien oder Losgrößen, die auch KMU eine faire Chance bieten.
Was aktuell fehlt, ist nicht das „Dürfen“, sondern das „Wollen und Umsetzen“.
Wer macht es bereits besser?
Andere Kommunen in Deutschland gehen voran:
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Ludwigsburg (BW): Nachhaltigkeitsstrategie mit klaren Vorgaben für lokale Wertschöpfung bei Vergaben.
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Kiel (SH): Bewertet „ökologische & soziale Qualität“ bei Ausschreibungen – inkl. regionaler Wirkung.
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Potsdam (BB): Vergabekriterien beinhalten CO₂-Reduktion durch kurze Transportwege und lokale Lieferantenbindung.
Diese Städte nutzen Vergabe nicht nur als Pflicht, sondern als wirtschaftliches Steuerungsinstrument. Wer regionale Unternehmen stärken will, muss nicht die Regeln ändern – sondern sie nur intelligent anwenden. Es liegt an der kommunalen Politik, diese Spielräume auch zu nutzen.
Was sich Stefan Mandt zusätzlich wünscht
Neben der rechtlichen Auslegung fordert Mandt ein zweites klares Signal von der Politik:
„Die Stadtspitze und die Wirtschaftsförderung sollten regelmäßig raus in die Unternehmen – nicht nur zu Leuchttürmen, sondern auch zu den vielen starken Mittelständlern, die still und zuverlässig arbeiten.“
Er wünscht sich mehr persönlichen Kontakt, niedrigere Schwellen und einen direkten Draht zu den Entscheidern – nicht nur zu Wahlkampfzeiten.
Ihre Meinung ist gefragt!
Wir möchten von Ihnen wissen:
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Kennen Sie Kommunen, die das Vergaberecht aktiv regional auslegen – mit Erfolg?
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Wo ist der Dialog zwischen Stadt und Unternehmen auf Augenhöhe besonders gut organisiert?
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Was muss sich in Städten wie Neubrandenburg konkret ändern, damit KMU politisch ernstgenommen und wirtschaftlich gestärkt werden?
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