Zukunft löffeln – Wie wir morgen essen werden

Ein Gespräch über Leidenschaft, Kreativität und den Mut, in einer sich wandelnden Esswelt neue Wege zu gehen.
Zukunft löffeln – Wie wir morgen essen werden

Zukunft löffeln – Wie wir morgen essen werden

ATZL. - Der Talk für Wandel, Wirtschaft und Vision.

Wenn Berthold Rühle in seiner Küche steht, dampfen nicht nur Suppentöpfe, es brodelt auch an Ideen. Der Gründer der Suppenkulttour GmbH in Neubrandenburg ist nicht einfach Gastronom, er ist ein Gestalter. Einer, der das Essen von morgen schon heute denkt, mit Leidenschaft, Kreativität und einem offenen Blick für Zukunftstrends. Dabei bewegt ihn eine Frage besonders: Wie werden wir uns in Zukunft ernähren und was heißt das für kleine, regionale Betriebe wie seinen?

Ernährung mit Haltung, vom „Sattwerden“ zum bewussten Genießen

Die Zukunft der Ernährung ist längst mehr als eine Frage des Geschmacks. Sie wird zu einer Frage der Haltung. Immer mehr Menschen möchten nicht einfach satt werden, sondern mit ihrer Ernährung Verantwortung übernehmen, für sich, für die Gesellschaft und für den Planeten. Studien aus der Ernährungs- und Trendforschung, etwa vom Zukunftsinstitut oder der EAT-Lancet-Kommission, zeigen klar: Die Ernährung der Zukunft wird pflanzenbetonter, vielfältiger und ressourcenschonender.

Das heißt nicht, dass Fleisch verschwindet. Aber wir werden es bewusster konsumieren, mit mehr Wertschätzung und Qualität. Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreide rücken in den Mittelpunkt, nicht als Beilage, sondern als Bühne. Für Gastronomen wie Berthold Rühle ist das keine Bedrohung, sondern eine Einladung: zur Kreativität, zu neuen Geschmackserlebnissen und zu einer Küche, die gut tut – Mensch und Umwelt zugleich.

Technologie trifft Handwerk: KI in der Küche

Was nach Science-Fiction klingt, ist bei Suppenkult längst Alltag. Berthold Rühle nutzt Künstliche Intelligenz, um seine Wochenkarte zu planen. Die KI analysiert Saisonalitäten, Kundenfeedback und Zutatenverfügbarkeiten und schlägt Kombinationen vor, auf die man manchmal gar nicht käme. Das spart Zeit, vermeidet Verschwendung und macht vor allem wieder Spaß.

„Seit wir KI einsetzen, habe ich wieder Lust, kreativ zu sein“, sagt Rühle. „Die Maschine denkt mit, aber das Herz entscheidet.“ Damit trifft er genau den Nerv der Zeit. Zukunftsforscher sprechen längst von einer Symbiose aus Mensch und Technologie, in der die digitale Unterstützung das Handwerk nicht ersetzt, sondern stärkt. Die Zukunft der Gastronomie liegt also nicht im Automaten, sondern im Zusammenspiel von Intelligenz, künstlich und menschlich.

Ernährung als Ausdruck einer neuen Generation

Ein weiterer Trend, den Rühle tagtäglich spürt: Die junge Generation entdeckt das Essen neu. Für viele junge Menschen ist Ernährung Teil ihrer Identität, Ausdruck von Haltung, Kreativität und Gemeinschaft. Sie wollen wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen, wer sie zubereitet und welche Geschichte dahintersteht. Genau hier liegt die Stärke der Suppenkulttour: Jede Suppe hat eine Geschichte, oft auch einen Namen. Rühle tauft seine Kreationen nach den Menschen, die ihn inspiriert haben, nach Kundinnen, Freunden oder Mitarbeitenden. So entsteht Nähe, Authentizität und eine Form von Esskultur, die verbindet.

Das Zukunftsinstitut nennt das „Food with Meaning“, Essen mit Sinn. Wer diese emotionale Ebene erreicht, gewinnt nicht nur Kundschaft, sondern Verbündete. Essen wird zu einem Akt der Gemeinschaft. Und genau das lebt Suppenkult jeden Tag.

Nachhaltigkeit und Transparenz, die neue Währung der Küche

Auch die ökologische Verantwortung wird zum festen Bestandteil unseres Speiseplans. Immer mehr Menschen wollen wissen, wie Lebensmittel produziert wurden, welche Wege sie zurückgelegt haben und welchen ökologischen Fußabdruck sie hinterlassen. Das betrifft auch die Gastronomie, vom Einkauf über die Zubereitung bis hin zur Verwertung.
Rühle arbeitet bereits heute nach dem Prinzip „Zero Waste“, nutzt Reste für Fonds, Croutons oder neue Basisgerichte und setzt damit ein klares Statement: Nachhaltigkeit ist keine Marketingfloskel, sondern eine Frage des gesunden Menschenverstands.

Diese Transparenz ist künftig keine Kür mehr, sondern Pflicht. Wer ehrlich kocht, kommuniziert das und gewinnt Vertrauen.

Die Zukunft schmeckt regional

Trotz Globalisierung und Digitalisierung kehrt das Essen zurück zu seinen Wurzeln. Regionalität wird zur Qualitätsmarke. Menschen suchen Nähe, Verlässlichkeit und Authentizität und finden sie bei jenen, die mit Herz und Hand arbeiten. Suppenkult ist ein Paradebeispiel dafür: lokale Zutaten, klare Herkunft, ehrliche Küche. Das, was Trendforscher heute als „New Localism“ beschreiben, wird hier längst gelebt.

Fazit: Zukunft entsteht, wenn man sie kocht

Das Gespräch mit Berthold Rühle zeigt eindrucksvoll, dass Zukunft und Tradition keine Gegensätze sind. Sie ergänzen sich genau dort, wo Menschen bereit sind, Neues auszuprobieren, ohne das Alte zu vergessen.

Die Ernährung der Zukunft wird smarter, bewusster und vielfältiger. Aber sie bleibt menschlich. Denn am Ende entscheidet nicht die KI, was auf den Tisch kommt, sondern der Mensch, der mit Leidenschaft kocht, zuhört und Geschichten erzählt.

Vielleicht ist genau das die wichtigste Zutat für die Zukunft: eine Prise Mut, ein Schuss Neugier und die Wärme einer guten Suppe.

Region stärken beginnt mit dem Zuhören.

🎥 Das ganze Interview mit Berthold Rühle – jetzt in voller Länge:

Blog Detail

Autor: Christian Atzl

Datum: 24.11.2025

ATZL. – Der Talk für Wandel, Wirtschaft und Vision.​

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